Warum braucht es eine Viererfeldbrücke?
Die Innenentwicklung von Bern, auch als Wachstum nach Innen oder Siedlungsverdichtung bezeichnet, hat begonnen. In Holligen entstehen mehrere tausend neue Wohnungen, Brachen und alte Industriestandorte wie das Warmbächli oder die WIFAG werden umgenutzt. Alle diese Einzelstandorte sind von einem gewachsenen Strassennetz umgeben und gut versorgt.
Ganz anders verhält es sich bei der Stadterweiterung im Stadtteil II Länggasse-Felsenau. Hier hat unsere Generation das Privileg, die Chance und die Verantwortung, auf bisher noch nie überbautem Neuland einen Stadtteil von Grund auf neu anzulegen. Was auf dem Viererfeld und Mittelfeld beginnt, ist der Auftakt zur logischen konzentrischen Stadterweiterung bis an die künstliche Grenze der Autobahn im Bremgartenwald. Es ist dies ein Neubaugebiet von der Grösse von 70 Hektaren! Diese Entwicklung wird die nächsten Jahrzehnte in Anspruch nehmen und langsam entsprechend den Bedürfnissen, Wünschen und Möglichkeiten der Gesellschaft erfolgen.
Was wir aber heute schon entwerfen dürfen und müssen, ist ein konsistentes städtisches Strassennetz. Das neu zu entwerfende Strassennetz im neuen Stadterweiterungsgebiet formt und bestimmt den Charakter des neuen Stadtteils, noch bevor die ersten Häuser entstehen. Und es macht ein städtisches, urbanes Leben im öffentlichen Raum erst möglich.
Entscheidend für das Funktionieren und die gesunde Durchblutung des neuen Stadtteilgewebes ist seine Vernetzung und Anbindung an die Quellen des Verkehrs rundum. Wichtigste Anschlusspunkte sind die Neubrückstrasse, die Bremgartenstrasse, die innere Enge und die äussere Enge. Und als ganz neue, noch gar nicht bedachte Quelle der Mobilität und des Austauschs mit den 25’000 BewohnerInnen des Breitenrains kommt nun noch die Viererfeldbrücke als energiespendender Anschlusspunkt hinzu.
Das «gemütliche kleine Nest», wie Bern in einem Leserbrief von Hans Nydegger genannt wurde, wird sich dabei verändern und baulich einen grossen Schritt in die Zukunft machen. Zusammen mit den heutigen Länggassbewohnern (2016 waren es genau 15’512 Menschen), wird der Stadtteil um ca. 10’000 BewohnerInnen auf ca. 25’500 BewohnerInnen anwachsen und damit genauso bevölkert sein, wie das Nordquartier schon heute ist.
Die Viererfeldbrücke hat also die besondere Aufgabe, fünfzigtausend Menschen aus zwei Stadtteilen miteinander auf einfache und bequeme Art zu verbinden.
Diese innerstädtische Aufgabe kann das Nationalstrassennetz mit dem Felsenauviadukt nicht erfüllen. Ebensowenig soll die Viererfeldbrücke dem Autobahnring, welcher die ganze Stadt versorgt, Konkurenz machen. Die Viererfeldbrücke ist eine städtische Hochbrücke wie die Nydegg-, Kirchenfeld-, Kornhaus-, Lorraine- und Monbijoubrücke. Sie erlaubt uns, vom Viererfeld aus abends ins Kino ABC zu gehen oder das «la Capella» zu besuchen, im Wankdorfcity den Arbeitsplatz zu haben oder vom Breitenrain aus schnell an die Uni und ins VonRoll-Areal zu kommen. Das Wylerbad wird von der Längasse und vom Rossfeld aus einfach erreichbar, und umgekehrt kann Mann/Frau vom Breitsch aus über die Viererfeldbrücke spazieren, um in einem Café am Viererfeldboulevard Freunde zu treffen oder den Nachmittag mit den Kindern oder dem Hund im Bremgartenwald zu verbringen.