Eine urbane Stadterweiterung mit Viererfeldbrücke – 9 Argumente dafür
1 Eine Brücke und der Verkehr auf ihr sind zwei Paar Schuhe
Eine Brücke verbindet zwei Einzugsgebiete dauerhaft. Als Bauwerk ist die Brückenkonstruktion das stabile, langlebige und städtebauliche Element eines Übergangs. Brücken werden auf eine Lebensdauer von 100 Jahren ausgelegt und beeinflussen die Einzugsgebiete nachhaltig.
Der Verkehr, welcher die Brücke benutzt, variiert im Lauf der Zeit stark und verändert sich mit der technischen und gesellschaftlichen Entwicklung, vom Pferdefuhrwerk bis zum E-Bike und Combino-Tram. Damit verändern sich auch die Belastung, Nutzung und Gestaltung der Fahrbahn von Generation zu Generation. Auch bis zur Eröffnung der Brücke in 15 oder mehr Jahren werden sich die Mobilitätsbedürfnisse und Lebensgewohnheiten weiter wandeln.
2 Ein neuer urbaner Stadtteil braucht belebte Strassen mit Verkehr und Menschen
Damit aus der Stadterweiterung im Viererfeld/Mittelfeld ein Stadtquartier mit eigenem Charakter wird, welches mit den anderen Stadtquartieren verbunden ein Ganzes bildet, ist eine vollwertige Viererfeldbrücke mit städtebaulich sinnvoller Fortsetzung durchs Viererfeld/Mittelfeld eine unverzichtbare Voraussetzung. Ohne eine attraktive Erschliessung und Vernetzung gegen Osten und Westen mit der Gesamtstadt kann kein urbanes städtisches Leben mit gemischten wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Nutzungen auf dem Viererfeld entstehen!
3 Eine Brücke ist – wie jede Strasse – ein öffentliches Bauwerk, welches von allen benutzt werden darf
Die Stadt Bern mit ihren Brücken lebt von der Vielfalt ihrer Nutzungen und ihrer BewohnerInnen. Es macht keinen Sinn, den motorisierten Verkehr auf einer städtischen Brücke zum vornherein ganz auszuschliessen. Hingegen ist es sinnvoll, die Belastung aus der Mobilität überall in der Stadt auf einem angenehmen und tolerierbaren Mass und Niveau zu halten. Korrigiert werden sollte dort, wo es notwendig ist. Dies kann beispielsweise mit Temporeduktionen und/oder Begrenzungen in der Nutzung erreicht werden.
4 Zuerst die Infrastruktur, welche das Potential schafft, dann das harmonische Wachstum
Der Stadtteil II hat ein zusätzliches Potential für ca. 10’000 zusätzliche BewohnerInnen und 7’000 Beschäftigte! Die Viererfeldbrücke wurde 1930 schon einmal diskutiert, war damals aber noch nicht nötig. In unserer Generation beginnt die Stadterweiterung des Stadtteils II, welche sich je nach Bedarf bis an die Autobahn im Bremgartenwald erstrecken wird und dann 70 Hektaren umfasst. In dieser Stadterweiterungszone hat es Platz für ca. 10’000 zusätzliche BewohnerInnen und 7’000 Beschäftigte! Auch die Uni wird weiter wachsen. Darum ist es bereits heute wichtig, die Bedeutung und das Potential der Viererfeldbrücke und ihrer Zulaufstrecken richtig einzuschätzen und sie im Strassenplan der Stadterweiterung zu verankern. Als verbindendes Element zur Gesamtstadt werden sie in Zukunft unverzichtbar sein.
5 Je früher, desto besser
Je früher die Viererfeldbrücke gebaut wird, desto eher und länger zahlt sich die Investition für das Stadterweiterungsgebiet und für die Gesamtstadt aus. Es gibt keine nachhaltigere Anstossfinanzierung für wirtschaftliches Wachstum und Stadtentwicklung als eine Brücke. Für die Gesamtstadt bedeutet dies: Wir schaffen uns Luft und Handlungsspielraum für viele auf uns zukommende «Chnörze» im Zentrum und erlauben gleichzeitig dem Viererfeld, das zu werden, was es kann, nämlich ein vollwertiger Stadtteil (und nicht nur eine Wohnsiedlung…).
Übrigens: Die BernerInnen bevorzugen im Brückenbau seit jeher dauerhafte Lösungen: Die Kirchenfeldbrücke von 1881-1883 erhielt von Anfang an eine sehr breite Fahrbahn. Darum genügt die Brückenbreite nach mehr als einem Jahrhundert und einer starken Zunahme der Verkehrsbelastung immer noch unseren Bedürfnissen. Die Kirchenfeldbrücke wird dieses Jahr revidiert und ertüchtigt.
6 Die Viererfeldbrücke ist ein wichtiger Schritt vom radial organisierten zum netzförmigen Strassensystem
Die Viererfeldbrücke hilft mit, das städtische Strassennetz von einem stark radial organisierten System (mit Zentrum beim Zytglogge bzw. Bahnhof) zum netzförmigen redundanten System weiterzuentwickeln. Als konzentrisches, tangentiales Element schafft die Viererfeldbrücke Spielräume für die Entlastung des Zentrums zwischen Laupenstrasse, Bahnhofperimeter und Nordring. Der Nordring könnte redimensioniert und der Knoten Schützenmatte deblockiert werden.
7 Die Viererfeldbrücke ist ein Schritt hin zur Stadt der kurzen Wege
Kurze Wege sind angenehm und umweltschonend. Sie sparen Platz, Zeit, Energie und vermeiden beim Gebrauch des Autos unnötigen Lärm und Abgase. Die Viererfeldbrücke hilft mit, die Länggasse schön und effizient mit der Gesamtstadt zu verbinden und öffnet eine neue alternative Route am Knoten Bahnhof vorbei. Damit passt sie sehr gut zur Zweckbestimmung des Agglomerationsprogramms des Bundes, welches Siedlungsentwicklung und Mobilität in Einklang bringen will.
8 Vorausschauend planen heisst jetzt handeln
Das nächste und vierte Agglomerationsprogramm ist für 2023 – 2027 vorgesehen. Die Diskussion über eine tragfähige zukunftsgerichtete Aarequerung muss schnell und produktiv geführt werden, damit genügend Zeit für die Ausarbeitung eines mehrheitsfähigen und baureifen Projekts zur Verfügung steht, welches vom Bund finanziell mitgetragen wird. Auch wenn wir die Planung der Viererfeldbrücke heute beginnen, wird es ein Jahrzehnt oder mehr gehen, bis wir bzw. unsere Kinder sie einweihen und eröffnen dürfen.
9 Die Viererfeldbrücke ist angesagt – now!
Die Viererfeldbrücke ist ein zukunftsorientiertes innovatives Städtebauprojekt unserer Zeit und ein Geschenk an unsere Kinder, Enkel und Urenkel. Die Investition lohnt sich und bringt in den nächsten Jahrzehnten ein grosses wirtschaftliches, soziales und kulturelles Potential für die Stadt Bern und damit auch für den Kanton zur Entfaltung. Zum Gelingen dieses Generationenprojekts können wir den Startschuss geben!